Die Mongolei - das Land der zornigen Winde, der endlosen Weite, des zauberhaften Lichts. Doch die Mongolei ist sehr viel mehr. Sie ist ein Land, in dem die Nomadenkultur auch heute noch Teil des Alltags ist, wo sich dein Blick am fernen Horizont verliert, wo du dich winzig klein und als Fahrradnomade doch als Teil des Ganzen fühlst. Auch landschaftlich hat die Mongolei weit mehr zu bieten als sanft rollende Hügel. Nirgendwo sonst sind Pässe so steil und nirgendwo sonst erlebt man Wüste, Berge und Steppe auf so engem Raum. Und mit ihren unzähligen Erdpisten ist sie ein Bikepackingparadies wie kaum ein anderes Land.
- Osten
- Norden
- Zentralroute
- Westen
- Icebiking
1150 km
15 Fahrtage
7169 m
80% offroad
Im Sommer 2015 haben wir die Mongolei über den nordöstlichen Grenzübergang Ereentsav von Russland her erreicht. Die Strecke führte anfänglich dem Bahngeleise entlang durch Feuchtgebiete auf ca. 800m. Wir hatten mit vielen Mücken zu kämpfen und landschaftlich war der Streckenabschnitt bis Ulan Bator für uns unspektakuläres „Transitland“. Daher beginnt unsere Streckenbeschreibung für den Osten in Ulan Bator.
Von der Hauptstadt führt dich unser Weg durch das idyllische Orkhon Tal und entlang des White Lakes bis an den Fuss des Otgon Tengers, den heiligsten Berg der Mongolei. Auf der ganzen Strecke folgst du Pisten, welche sich auch mit einem leicht bepackten Tourenbike mit breiten 2.25“ Reifen bewältigen lassen.
Schon nach wenigen Kilometern lässt du den Asphalt hinter dir und radelst auf sandigen Jeeptracks Richtung Kharkhorin. Wenn du lieber etwas einfacher startest, ist es auch möglich Kharkhorin über die geteerte Hauptstrasse (oder sogar im Bus) zu erreichen.
Die alte Hauptstadt Ginggis Khans ist der Ausgangspunkt für den Besuch des Orkhon Tals. Von hier aus erreichst du über ein paar knackige Pässe die Tsenker Hotsprings. Die Brücke am Ende des Orkhon Tals wurde im Hochwasser 2014 zerstört. Die Furt ist in den späten Sommermonaten einfach, kann aber nach starken Regenfällen und viel Schmelzwasser zum Problem werden. In diesem Fall kannst du dem Orkhon Tal auch auf der rechten Flussseite folgen.
Nachdem du deine müden Muskeln im heissen Wasser der Tsenker Hotsprings entspannt hast, erreichst du bald die kleine Stadt Tsetserleg mit ein paar netten Gästehäusern und einem gut bestückten Supermarkt.
Bis Tsahir folgst du der teilweise geteerten A0602. Dort biegst du Richtung Nuven Dawaa ab, einem 3000m hohen Pass. Während die Nordseite auf einem steinigen Pfad abgesehen vom letzten unglaublich steilen Stück gut zu fahren ist, zeigt die Südseite mit viel Geröll und schlammigen Abschnitten ein raueres Gesicht. Doch die blühenden Enzian- und Edelweisswiesen entschädigen einmal mehr für die Anstrengungen und wenn dann vor dir der Otgon Tenger, der heiligste Berg der Mongolei mit seiner weissen Schneekappe auftaucht, ist das Geholper der letzten Stunden rasch vergessen. Nach dem kleinen Ort Otgon verwandelt sich die Piste leider mehr und mehr in ein elendes Waschbrett und du bist sicher froh, wenn du mit Uliastai die Hauptstadt der Zavkhan Provinz erreichst. Ein nettes Hotel und ein gut bestückter Supermarkt helfen dabei, Energiereserven aufzufüllen.
770 km
15 Fahrtage
6846 m
100% offroad
Anstatt in Ulan Bator mit dem Bike zu starten, kannst du auch den Direktbus in den Norden nach Mörön (Khövsgöl See) nehmen und auf einer Bikepacking orientierten Strecke, welche wir im Sommer 2017 gefahren sind, den Otgon Tenger und Uliastai erreichen. Wegen der Single Trails und Hike-a-Bike Abschnitte von Kathgal nach Ulan Uul und den Pass zwischen Ider und der Westseite des Otgon Tengers eignet sich die beschriebene Strecke nicht für Tourenradler!
Nach der Anfahrt von Mörön an den Khövsgöl See durch ein wildes, einsames Tal geht es gleich an ein Highlight dieser Strecke: Den Übergang vom kleinen Dorf Khatgal durch die Khoridol Saridag Berge nach Ulaan Uul. Auf manchen Karten als Hauptstrasse eingezeichnet, ist dieser Pass eine Singletrail / Hike-a-Bike Passage. Der anfängliche Karrenweg verliert sich in einer überwachsenen Spur, welche zunächst noch als Motorrad / Singletrail erkennbar und gut zu biken ist. Zum Pass hin gibt es keine Spur mehr, du musst schieben und es ist von Vorteil, wenn du dein Hauptgepäck in einen Rucksack laden kannst. Der Abstieg vom Pass ist ein sehr steiler Pferde- bzw. Wanderweg. Darum empfehlen wir auch dringend, diesen Pass nur in der vorgegebenen Richtung in Angriff zu nehmen. Der Ausblick vom Pass ist spektakulär, sobald du das trockene Flussbett im Talboden erreichst, kannst du wieder fahren.
Von Ulaan-Uul geht es zuerst auf einem Haupttrack Richtung Süden. Bevor du das Dorf Bayan Zurk erreichst führt die Strasse durch ein Flusstal, auf dessen rechter Seite eine Motorrad Spur angelegt wurde, um Flussquerungen zu vermeiden. Singletrail Genuss pur! Von Bayan Zurk führt dich der Weg durch eine eindrückliche Schlucht und über eine Ponton Brücke ans Südufer des Denger Möröns. Ein steiler Pass und kaum befahrene Pisten bringen dich weiter in den Süden. Das kleine Dorf Tsetserleg bietet dir einige Shops zum Auffrischen deiner Vorräte. Alle Unterkünfte dort sind aber rudimentär, ohne fliesendes Wasser. Von Tsetserleg erreichst du über ein paar weitere Pässe Ider an der Hauptverbindung Erdenet - Uliastai. Ider ist der letzte Versorgunsgpunkt, bevor es ans grande Finale dieses Streckenabschnitts geht: Den Chaluun Us Pass, mit welchem du die Westseite des Otgon Tengers erreichst. Dieser Pass bleibt durch das Otgon Tenger Schutzgebiet ungebraucht und daher ähneln die Trailverhältnisse dem Übergang am Khövsgöl See. Eine überwachsene Autospur, welche zum Pass hin zu einem Singletrail ausläuft. Bis kurz vor den Pass lässt sich alles fahren, danach ist es ein kurzes, aber steiles Hike-a-Bike Stück, bis du im Nachbartal die gute Piste nach Uliastai erreichst. Landschaftlich fantastisch und einsam.
Für den Streckenabschnitt zwischen der Delger Mörön Brücke und Tsetserleg braucht es ein Borderpermit, welches du in Mörön bekommst. Wir hatten keines, wurden an einem Checkpoint kontrolliert und durften wegen fehlgeschlagener Kommunikation nach zwei Stunden Wartezeit weiterfahren...
Von Uliastai kannst du entweder über die Streckenbeschreibung "Osten" zurück nach Ulan Bator fahren, oder über unsere Zentralroute den Westen der Mongolei erreichen.
545 km
9 Fahrtage
3651 m
90% offroad
Von Uliastai gibt es eine zentrale Verbindung durch die Zavkhan Provinz nach Khovd, im Westen.
Das Zavkhan Aimag war eine riesige Überraschung für uns. Obwohl sie in kaum einem Reiseführer erwähnt wird und nur über sehr wenig touristische Infrastruktur verfügt, ist sie mit ihrer unglaublichen Vielfalt zu unserer Lieblingsprovinz geworden. Ein Hauch Wüste in den Dünen der Mongol Els, ein geheimnisvoller See, versteckt hinter einem steilen Pass, ein Fluss, der ein grünes Paradies inmitten goldenen Sandes schafft.
Von den Pistenverhältnissen ist dieser Abschnitt einer der forderndsten. Abhängig vom Gewicht deines Bikes und dessen Reifenbreite musst du zwischen Zavhanmandal und Zavhkan Gol mit einer 10 - 30km langen sandigen hike-a-bike Strecke rechnen. Plane auf diesem Abschnitt deine Wasserversorgung besonders sorgfältig (s. waypoints).
Um die Quelle des eindrücklichen Muchartin Gol zu besuchen und dort deine Wasserreserven wieder aufzufüllen, lässt du dein Bike am Besten bei den Jurten beim Wegweiser "left to Enderhairhan" stehen und wanderst mit leichtem Gepäck zur Oase und zurück.
Mit der Brücke in Myangad erreichst du endlich wieder Asphalt. Flott rollend werden die verbleibenden Kilometer bis Hovd zum Kinderspiel.
284 km
5 Fahrtage
2447 m
90% offroad
Willst du von Khovd weiter nach Westen, entweder zur Bulgan Grenze mit China oder zum Russischen Grenzübergang in Tashanta, geht es durch Kasachenland. Du merkst den Kulturwechsel an den anders aussehenden Jurten, aber auch daran, dass dir die Menschen zurückhaltender begegnen. Die Familienstrukturen wirken männerdominierter, die Frauen tragen Kopftücher.
Du radelst durch abgelegene Bergtäler, überquerst drei bis vier Bergpässe, wobei der höchste von ihnen 3200m hoch ist. In den Bergen findest du zuverlässige Wasserstellen, die wir als Waypoints vermerkt haben. Mit dem Erreichen des Bulgan Tals fährst du durch eine eindrückliche Schlucht auf einer ruppigen Piste (grobe Flusskiesel) bis an die Chinesische Grenze.
Wir sind nicht sicher, ob es für die Strecke entlang des Bulganflusses ein spezielles Borderpermit braucht (wir hatten keines). Wir wurden mehrmals von der Grenzpolizei kontrolliert, der Pass war immer ausreichend.
Wenn du das Bulgan Tal südlich von Deluun erreichst, kannst du auch nordwärts nach Ölgi fahren und von dort auf der Hauptstrasse zur Russischen Grenze bei Tashanta. Ab Tolbo ist die Strasse bis Tsaganuur durchgehend geteert.
Für mehr bikepacking orientierte Routen im Westen der Mongolei, checke unseren Altay Quest.
Im Winter 2010 haben wir die Mongolei vom Westen her bis zum Khövsgöl See durchquert und sind anschliessend auf dem gefrorenen See bis Khank an sein Nordende geradelt. Im Winter werden nur wenige Pisten regelmässig befahren - und das ist (auch bei wenig Schnee) Voraussetzung, dass man mit dem Velo durchkommt, bzw. dass man nach einem Schneesturm in absehbarer Zeit auch wieder weiterkommt.
Die Südroute ist durchgehend asphaltiert, aber fürs Fahrradfahren nicht spannend. Die Zentralroute lässt sich im Winter schlecht bis gar nicht befahren. Wir sind von Ölgii gestartet und am Jargas Nuur wegen hoher Schneeverwehungen stecken geblieben. Die Nordroute von Ulangoom über Zuungovi, Baranturuun, Tes, Bayantes, Tsetserleg, Tsagaan Uul, Burentogtokh nach Mörön war dann ausgezeichnet zu radeln, fester vereister Untergrund (Spikes Reifen sind Pflicht). Viele Nomaden ziehen im Winter mit ihren Jurten näher zu dieser Verkehrsader und wir konnten meistens drinnen übernachten. Die Begegnungen die wir so mit den Menschen hatten waren eindrücklich und einzigartig. Die Sonne steht im Winter den ganzen Tag flach über dem Horizont. Dies führt zu wunderschönen Lichtstimmungen.
Der Khövsgöl See gefriert Anfang Januar (bis März). Infos über den Zustand des Eises sind schwierig zu finden, die meisten Ger Camps in Khatgal sind im Winter geschlossen. Wir konnten trotzdem mit Gambaa vom MS Guesthouse Kontakt aufnehmen. Es gibt mittlerweilen auch Touragenturen, die Schlittentouren auf dem See anbieten und evtl. Auskunft geben können. Normalerweise befährt man einen gefrorenen See in Ufernähe und radelt dann die Buchten von Kap zu Kap. Beim Khövsgöl See fährt man entlang des Westufers, und quert den See dann bei der Doloon Uul Halbinsel nach Khank. Wir mussten nie auf dem Eis campieren und konnten immer drinnen schlafen. Jurten / bewohnte Hütten haben wir in Toylogt (50.651914N / 100.235172E) und Hachum (51.126739N / 100.320688E) gefunden. Wir wissen, dass es auch eine Hütte bei Jigleg hat (51.003579N / 100.281194E). Die gesamte Strecke von Khatgal bis Khank dauerte drei Tage, am letzten Tag standen wir aber mit der Seequerung unter Zeitdruck.
Die Doloon Uul Halbinsel / bzw. die grosse Bucht dort führt zu einer starken Kompressionszone, in der es oft Spalten und Verwerfungen hat. Genauere Tipps, wie man mit solchen Stellen umgeht, findest du in unserer Baikalsee Streckenbeschreibung. In Khank war es uns möglich einen Jeep zu organisieren, der uns zurück nach Khatgal brachte. Die Befahrung des Khövsgöl Sees eignet sich gut als Vorbereitung / Erfahrungsfeld, wenn man später den weitaus grösseren / schwierigeren Baikalsee in Angriff nehmen will. Minutiöse Vorbereitung und Erfahrung im Winterradeln sind Voraussetzung! Tagestemperaturen um minus 20-30 Grad sind normal. In der Nacht wird es bis zu minus 40 Grad kalt. Zur Materialwahl für solch extreme Bedingungen gibt es ein informatives und spannendes Kapitel auf www.bikepacking.com
Zur Navigation eignet sich die Android App "Sowjet Military Maps" und als Backup die ausgedruckte Touristenkarte, welche du hier finden kannst.
Infrastruktur / Logistik
Die Mongolei ist für Radfahrer ein Selbstversorgerland. In den Distrikthauptstädten findest du Supermärkte mit einem erstaunlichen Sortiment an importierten Produkten. In kleineren Orten gibt es Tante Emma Läden mit eingeschränkter Auswahl. Nahrungsmittel wie Pasta, Instantnudeln, Haferflocken/Gries, Nüsse, vereinzelt Trockenfrüchte und Kekse sind aber vorhanden. Dazwischen kann es sehr einsam werden. In der Regel musst du Proviant für drei bis vier Tage mitnehmen. Wasserstellen in Form von Flüssen und kleinen Bächen findest du jeden Tag. Auf der Zentralroute ab Uliastai ist eine sorgfältigere Planung notwendig (ca. alle 70km, s. Waypoints). Eine Form der Wasseraufbereitung ist zwingend erforderlich.
Die Mongolei ist das Campingparadies schlechthin. Abgesehen von Gercamps in touristischeren Orten wie Kharkhorin, dem Orkhontal, bei den Tsenkher Hotsprings oder am Khövsgöl See findest du Hotels mit fliessendem Wasser nur in den Distrikthauptstädten. Dazwischen ist das Zelt dein Dach über dem Kopf. Wild zelten ist einfach und überall möglich. Am Abend gibt es in den Sommermonaten oft heftige Gewitter. Stelle dein Zelt nicht auf Hügeln auf.
ATMs sind in den Aimag Hauptstädten vorhanden.
Anforderungen
Wir sind die beschriebenen Strecken ausser der Nordroute mit normalen Tourenfahrrädern und 2.25" Reifen gefahren, die aber eher leicht beladen waren. Hätten wir ein Bikepackingrad unterm Hintern gehabt, hätte es sicher noch mehr Spass gemacht. Gerade in den sandigen Abschnitten und bei den steilen Pässen kann ein Kilo mehr oder weniger darüber entscheiden, ob du fährst oder schiebst.
Du bist oft in untouristischen und abgelegenen Gebieten unterwegs, brauchst eine gute Kondition und Erfahrung in der Proviantplanung und der Navigation.
Wir empfehlen dir dringend die Nutzung eines GPS bzw. Smartphones. Frage nach Möglichkeit trotz GPX Track immer wieder vor Ort nach dem aktuellen Verlauf der Pisten. Die App Sovjet Military Maps (Android) oder der Road Atlas (zu finden im The Seven Summits Store, Seoul Street, Ulaan Bator) sind sehr hilfreich.
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