Bike Baikal - Bikepacking im sibirischen Winter

620 km

12 Tage

500 m

100 % offroad

Der Baikalsee gilt als die Perle Russlands. Während dem strengen sibirischen Winter friert der zweitgrösste Süsswassersee der Welt zu einer meterdicken blanken Eisdecke und wird damit zum perfekten Ort für ein fantastisches Winter Bikepacking Abenteuer. Mit Betonung auf Abenteuer. Denn nebst den extremen Temperaturen von bis zu minus Dreissig Grad Celsius ist auch die Unsicherheit des Untergrunds eine Herausforderung. Obwohl blankes Eis mit Spikes Reifen fast wie eine gute Teerstrasse zu fahren ist, hält der Baikal so manche Überraschung bereit: Offene Spalten, Presseisfelder, Schneeverwehungen... Das Eis ist in ständiger Veränderung, es lebt und kracht aus der Tiefe heraus. Gute Nerven, minutiöse Vorbereitung und Erfahrung im Winterradeln sind gefragt, um die Querung des Baikals von Süd nach Nord erfolgreich meistern zu können. Belohnt wirst du mit einer einzigartigen und unvergesslichen Tour, die garantiert zu einer Perle in deiner eigenen Bikepacking Abenteuersammlung wird!

Route / Terrain

Von Irkutsk sind es ca. 70km auf einer ziemlich stark und schnell befahrenen Hauptstrasse nach Listvyanka, einem kleinen Dorf am Ufer des Baikalsees. Es gibt mehrere Busse pro Tag, die die Strecke fahren und wo du dein Bike mit etwas Verhandlungsgeschick verladen kannst. Eine weitere Option in Russland ist das Chartern eines privaten Taxis. Die beschriebene Strecke führt dich danach am Westufer entlang rund 600km nach Norden bis nach Severobaikalsk, mit einem kleinen Abstecher auf die Olkhon Insel, die kurz vor der Hälfte der Strecke liegt. Die kleine Stadt Severobaikalsk ist an das Schienennetz der TransSib angeschlossen. Im Platzkart Abteil (dritte Klasse) ist es möglich, das Bike ohne Aufpreis auf der oberen Gepäckablage im gleichen Zug mitzunehmen.

Eine seriöse Vorbereitung schliesst das Informieren über die aktuellen Eis- und Wetterbedingungen zwingend mit ein. Unser Routenguide sollte nur eines deiner Planungsinstrumente sein! Unterschätze den See nicht.

Schau dir vor dem Start die täglich aktualisierten Satellitenbilder des Baikalsees an. Dort siehst du offenes Wasser oder wo gerade besonders viel Schnee liegt. Versuche auch Youri Nemirovsky über baikalcomplex.com zu kontaktieren. Dieser sehr erfahrene, Englisch sprechende Touristenführer war für uns eine super Informationsquelle. 


Das Eis des Baikalsees ist normalerweise ab Ende Januar bis Ende April dick genug zum Befahren. Das beste Zeitfenster für die Tour ist damit von Mitte Februar bis Anfangs März. Achtung: Die Klimaerwärmung fordert auch beim Baikal ihren Tribut und diese Aussagen sind nicht (mehr) in Stein gemeisselt!

Solltest du beim Baikalsee ankommen und es hat kein Eis, können wir dir den Kolyma Highway von Yakutsk nach Magadan als Backup Plan empfehlen. Die Strecke ist komplett auf OSM kartografiert und der Ausgangspunkt (Yakutsk) ist vom Baikalsee per Zug erreichbar.

Die Bedingungen auf dem See können sich extrem schnell ändern. Wo gerade noch perfektes schwarzes Eis war, liegt nur wenige Kilometer später Schnee, wunderbares Winterwetter wandelt sich innerhalb von Stunden zu einem Whiteout mit extremen Windstärken. Das Eis ist in ständiger Bewegung. Mit tiefem Grollen und Ächzen öffnen und schliessen sich grosse Spalten. Die meisten dieser Spalten findest du um die Kaps herum und zwischen dem Nordende der Olkhon Insel und der Heiligen Nase.

Wenn du eine dieser aktiven Spalten überqueren musst, suche den Platz, wo die Eisplatten frontal aufeinander stossen. Quere nicht an Stellen, wo Wasser auf dem Eis liegt oder wo sich zwei Platten übereinander geschoben haben. Feine Eiskristalle auf dem Eis (s. obiges Bild) weisen auf frisch gefrorenes Wasser hin. Das Eis kann an diesen Stellen instabil sein.

Das Mobilenetzwerk funktioniert nur auf der südlichen Hälfte des Sees.
In einer echten Notfallsituation kannst du die EMERCOM helpline über +7 (499) 216 99 99
 zu kontaktieren versuchen. Ein Spot Messenger oder Delorme kann im Notfall hilfreich sein.


Die Route auf dem Baikalsee ist jedes Jahr anders, manchmal ändert sie sich sogar von Tag zu Tag. Grundsätzlich kannst du davon ausgehen, dass dem Ostufer entlang mehr Schnee liegt, als im Westen. Normalerweise fährst du von Kap zu Kap. In unserem Roadbook findest du eine Menge Wegpunkte, die dir helfen dem Westufer entlang zu navigieren. Wir haben jedoch keinen GPX Track eingeschlossen, da dieser aus den oben genannten Gründen wertlos, wenn nicht sogar gefährlich wäre. Die Waypoints haben wir zur besseren Übersicht auf einer Karte visualisiert. Zusätzlich kannst du dir unter www.baikalex.com eine ausgezeichnete Karte herunterladen, die jedes Kap und jede Bucht im Detail zeigt.

Infrastruktur / Logistik

Es gibt Hotels und Gästehäuser in Listvyanka, Boljoi Goluznoje, Bukuldeika, Kushir, bei den heissen Quellen am Koteinykovski Kap, Baikalskoje und Severobaikalsk. Zusätzlich besteht die Möglichkeit in den Hütten der Nationalparkranger, bei privaten Leuten oder in offenen Wochenendhäuschen/Saunas zu übernachten. Private Hütten und Häuschen können aber auch geschlossen sein. Denke daran beim Planen der Route und nimm eine wintertaugliche Bivak- / Zeltausrüstung mit. Alle Übernachtungsmöglichkeiten findest du im Roadbook.

Grössere Orte in Russland verfügen meist über sehr gute Supermärkte, die auch viele Trockenprodukte führen, die sich ideal für eine Bikepackingtour eignen. Am besten kaufst du Luxusprodukte und den Proviant für den ersten Abschnitt bereits in Irkutsk und ergänzt dann erneut in Kushir auf der Olkhon Insel. Zusätzlich hat es kleinere Läden in den grösseren Dörfern von Listvyanka, Boljoi Goluznoie, Bukuldeika und Baikalskoje. In Severobaikalsk am Nordende des Sees hat es erneut einen grossen Supermarkt. Die Kälte und die kurzen Tage lassen deine Tagesetappen auf knapp 50km schrumpfen, manchmal noch weniger. Du solltest daher Platz für bis zu sechs Tage Proviant haben.

Falls du auf dem See zeltest, brauchst du Eisschrauben anstelle normaler Heringe. Praktisch ist auch eine kleine Axt, die du zum Kleinhacken von Brennholz oder Eisblöcken fürs Wasserschmelzen brauchen kannst - und natürlich gute Thermosflaschen, damit das geschmolzene Wasser nicht gleich wieder gefriert. Selbstverständlich musst du dich selbst und dein Bike für die Tieftemperaturen und den eisigen Untergrund ausrüsten! Ein kleiner Ausrüstungsguide für Bikepackingtouren in extremer Winterkälte folgt in Kürze auf dieser Website. Zudem findest du hilfreiche Informationen im "Winter Bikepacking Guide" von bikepacking.com.

Und noch etwas zu Russland: Das Visa erhält man nur im Heimatland, ist mit Hilfe eines Visaservices aber keine komplizierte Sache. Wir haben zweimal auch unsere Pässe mit DHL nach Hause geschickt und das Visa so organisiert. Das geht aber nicht von jedem Land aus (Nepal und die Mongolei waren problemlos - nepalesisches Trekkingpermit oder notariell beglaubigte Passkopie vorausgesetzt). In Russland gilt „Russia first“, mit Englisch kommt man nicht weit. Ein kleiner Grundwortschatz in Russisch hilft enorm! In grossen Supermärkten ist es möglich mit Kreditkarte zu zahlen, alles andere nur in bar. Nimm genug Rubel für die ganze Tour mit (ATM in Irkutsk und Severobaikalsk)!

Anforderungen

Der Erfolg dieser kleinen Expedition ist nicht nur von der Vorbereitung, der körperlichen Fitness und mentalen Stärke des Bikepackers abhängig, sondern vor allem auch von den Eisbedingungen und dem Wetter. Daher braucht es neben den beschriebenen Voraussetzungen auch eine Portion Glück. Den Baikal in seiner ganzen Länge mit dem Bike ohne aussenstehende Unterstützung zu queren, ist trotz der Härte eine der eindrücklichsten Bikepackingerfahrungen, die wir je gemacht haben. Die Tour ist eben eine richtige Perle, und eine Perle kriegt man nicht einfach so geschenkt. Äto Baikal!

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